Keine Tagesordnung
Ich habe ihn gesehen, am letzten Morgen, nicht angesprochen. Wäre es am Institut gelegen, hätte er sich am Institut aufgehängt, wie Szilárd Borbély im Hörsaal im Debrecen. Wie weggewischt. Wir reden nicht mehr davon. Aber Alois Brandstetter hat recht: Warum ist nicht Fabjan Hafner Chef am Musil-Institut geblieben? Der einzige Chef in meinem Leben, den ich ertragen konnte. Wenn es nicht auch am Institut lag, dann hätte er sich gar nicht aufgehängt. Im Mai 2015 waren er und ich uns einig, dass niemand berufen werden soll. Im April 2016 wusste er: Er ist es wieder und wird immer der Büttel bleiben. Er lud sein letztes Bild hoch. Ein Monat drauf knüpfte er den Strick. Seht, was ihr getan habt! Keiner will es sehen, hören und daran denken. Im Dom das große Lügen und in Suetschach in und vor der Kirche Handke-Gaffen. Der Selbstmörder glaubt nicht an Gott. Was er will: sich vollständig als der Hängende in unsere ewige Erinnerung eingraben. Bei mir gelingt es ihm. Ich komm nicht mehr her. Und keine Tagesordnung mehr.
geschrieben am 10. Mai 2020