Ewiges Leben

Porträts & Exposés



 

Zita Champions League
Wichtige Siege, wilde Szenen


 

1. AM GRASSLUPPTEICH

MODERATOR: Wir befinden uns im Juli 1956 an der Riviera des ländlichen Erholungsortes Zeutschach, die einheimische Jugend außer drei Jungstieren, die sich am Teichwasser laben, fehlt wegen der Erntearbeit.

ERSTER JUNGSTIER: Wer ist die schönste Jungfrau im ganzen Land?

ZWEITER JUNGSTIER: Die schönste? Das ist die Zita vom Zechner in Baierdorf unten.

DRITTER JUNGSTIER: Und warum ist die noch zu haben?

ERSTER JUNGSTIER: Wer ist der schönste Junggeselle im ganzen Land?

ZWEITER JUNGSTIER: Das ist der junge Ingenieur vom Hoanz oben, da Fanda Karli.

DRITTER JUNGSTIER: Aha, warum kriegen sich die dann nicht.

ERSTER JUNGSTIER: Der Zechner wär mit einem Ingenieur als Schwiegersohn schon einverstanden.

ZWEITER JUNGSTIER: Dem Hofrat Fanda wär eine heimische Bauerntochter sogar sehr recht.

DRITTER JUNGSTIER: Ja dann! Warum haben sich die dann noch nicht?

ERSTER JUNGSTIER: Weil der Karli zu schüchtern ist.

Die drei Stiere glotzen ratlos in das spiegelglatte Teichwasser. Pause.

ERSTER JUNGSTIER: Am besten wäre, wenn sie sich einischmeißen lässt, die Zita, vom Karli, in den kalten Teich.

ZWEITER JUNGSTIER: Das ist ein toller Trick! Aber wer sagt ihr das?

DRITTER JUNGSTIER: Hm… Die Zita kommt da selber drauf. Die ist nämlich nicht nur die Schönste in ganz Mariahof, sondern auch die Gescheiteste.

MODERATOR: So kam es dann auch und am 15. August 1957 fand die Traumhochzeit des Jahres in der Zeutschacher Kirche statt.

Das war Zitas erster Sieg

und gabs dann jahrelangen Krieg

würden wir Pyrrhussieg ihn heißen

aber das wird sich in unserem Stück erst weisen.


2. GESCHICHTSFÄLSCHUNG

MODERATOR: Wir befinden uns am 1. Mai 1964, also vor genau fünfzig Jahren, in dem kleinen Kärntner Städtchen Spittal an der Drau in der Bismarkstraße, genau in der Terra inkognita zwischen Hausnummer 1a und Hausnummer 3. Es herrscht frühlingshafte Feiertagsstille zwischen den knospenden Obstbäumen im Garten der Familie Kainz, nur zwei Frösche quacken.

ERSTER FROSCH: Eigentlich sollten sie arbeiten.

ZWEITER FROSCH: Aber da liegen die in der Sonne.

ERSTER FROSCH: Das sind mir Hausfrauen!

ZWEITER FROSCH: Am Tag der Arbeit im Liegestuhl liegen.

ERSTER FROSCH: Eigentlich sollte die Hansi das Laub aufkehren.

ZWEITER FROSCH: Eigentlich sollte die Zita den Boiler einheizen.

ERSTER FROSCH: Aber die lassen sich besonnen.

ZWEITER FROSCH: Der erste Mai ist aber kein Solarium.

ERSTER FROSCH: Hörst du die Hansi? Hörst du ihr Traumwispern? „Der Walter wird gewinnen?“

ZWEITER FROSCH: Die hat ja schon einen Sonnenstich!

ERSTER FROSCH: Hörst du die Zita im Traum zittern? „Der Karli wird gewinnen?“

ZWEITER FROSCH: Was wimmern und zittern die Hausfrauen da beim Dösen?

ERSTER FROSCH: Statt das Gras aufzurechnen!

ZWEITER FROSCH: Statt den Boiler einzuheizen.

ERSTER FROSCH: Wer Sieger wird, bei Wer weiß mehr.

Pause. Dann plötzlich ein furchtbarer Schrei.

ERSTE FRAUENSTIMME: Zita, dein Walter hat meine Ilse ins Wasser geschmissen.

ZWEITE FRAU: Hansi, deine Ilse hat mein Walterle ins Bassin gestoßen. Armes kleines Walterle!!!!

MODERATOR: So kam es zu einem Wettlauf der beiden Frauen..

Das war Zitas zweiter Sieg

und gabs dann jahrelangen Krieg

würden wir Pyrrhussieg ihn heißen

aber das wird sich in unserem Stück erst weisen.


3. HAIFISCH

Wir befinden uns in der Bucht von Euböa im Juli 1967. Ein herrlicher griechischer Sommerabend. Das Meer ist spiegelglatt. Weit draußen schwimmen zwei Menschen.

ERSTER FISCH: Merkwürdig, was die Menschenmütter ihren Menschenkindern beibringen.

ZWEITER FISCH: Was sie selber kaum können.

ERSTER FISCH: Oder gerade erst gelernt haben.

ZWEITER FISCH: Manche Menschenmutter lernt das Schwimmen durch Hineinschmeißen.

ERSTER FISCH: Ja, gewiss. Durch den Ehemann. Merkwürdige Methoden haben die Menschen.

ZWEITER FISCH: Und es ist erstaunlich, dass die Menschen ihre erworbenen Fähigkeiten sogleich weiter geben.

ERSTER FISCH: Auch wenn die Ausübung dieser Fertigkeiten gefährlich ist.

ZWEITER FISCH: Sogar sehr gefährlich.

Oben ist die Sonne untergegangen. Es dunkelt rasch.

WALTERLE: Mama, ich glaub, unter uns ist ein Haifisch.

MAMA (unsicher): Glaubst du?

WALTERLE: Ich spür ihn schon.

MAMA: Weißt du was, dann schwimmen wir schnell zurück.

MODERATOR: Das folgende Wettschwimmen gewinnt die Mutter, knapp, aber doch. Wahrscheinlich weiß sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht bestimmt, dass sie schwanger ist.

Das war Zitas dritter Sieg

und gabs dann jahrelangen Krieg

würden wir Pyrrhussieg ihn heißen

aber das wird sich in unserem Stück erst weisen.


4. NEUGEBORENE LEBEN GEFÄHRLICH

MODERATOR: Wir befinden im März 1968 im Hof der Wohnanlage Trattengasse 69 in Villach. Im Hof spielen drei kleine Mädchen Tempelhupfen. Zwei Buben, die diese Sportart ablehnen, schauen feindlich zu. Der eine Bub hat dem Mariechen Schläge angedroht, sie kann von ihrem großen Bruder reden so viel sie will. Die Stimmung im Hof ist also ein bisschen angespannt. Das pfeifen die Spatzen von den Dächern.

ERSTER SPATZ: Siehst du die drei Mädchen Tempelhupfen?

ZWEITER SPATZ: Siehst du die zwei Buben sich verstecken?

DRITTER SPATZ: Das geht nicht gut aus.

ERSTER SPATZ: Siehst du das kleine Mariechen dort am Balkon bei der zweiten Stiege, erster Stock?

ZWEITER SPATZ: Du meinst die mit dem Baby am Arm?

DRITTER SPATZ: Das geht nicht gut aus!

ERSTER SPATZ: Jetzt wollen die Buben die Mädchen verdreschen.

ZWEITER SPATZ: Jetzt möchte das Mariechen ihr Schwesterchen denen da unten zeigen.

DRITTER SPATZ: Das geht alles nicht gut aus.

ERSTER SPATZ: Jetzt tritt der große Bruder Walter auf den Plan.

ZWEITER SPATZ: Jetzt hält das Mariechen das Baby über die Brüstung.

DRITTER SPATZ: Oh Gott. Das geht nicht gut aus.

ERSTER SPATZ: Jetzt verdrischt der Walter die Buben.

ZWEITER SPATZ: Jetzt kommt die Mutter vom Einkaufen.

DRITTER SPATZ: Lässt sie das Baby vor Freude und Schreck jetzt fallen?

MODERATOR: Das ging gerade noch einmal gut aus. Naja, ein paar Watschen hat es schon noch gegeben. Es waren überhaupt watschenreiche Jahre damals. Aber Claudia überlebte, und was uns nicht umbringt, macht uns bekanntlich nur härter. Und für die Hausfrau und Mutter Zita Franta war es wieder ein Sieg, wenn auch in einem Herzschlagfinale.

Das war Zitas vierter Sieg

und gabs dann jahrelangen Krieg

würden wir Pyrrhussieg ihn heißen

aber das wird sich in unserem Stück erst weisen.



5. RITUALE IM AUTOMOBIL

Wir befinden uns 1968 in einem VW Käfer 1200, Farbe weiß oder blau, auf der Bundesstraße an den Gestaden des Ossiacher Sees. Außer uns an Bord sind der Chauffeur, die Frau, der ungewaschene Bub, die verheulte Tochter, das Baby, die Katze, Unmengen angebrauchter Esswaren und ungewaschener Wäsche. Wir verfügen über eine heimliche Tonaufnahme der ergreifenden Szene.

FRAU: Maria muss speiben.

CHAUFFEUR: Was?

FRAU: DU musst stehen bleiben. Maria speibt sonst das Auto an.

CHAUFFEUR: Ich kann da nicht stehen bleiben.

FRAU: Dann speibt sie.

CHAUFFEUR (unwirsch, laut): Ich kann da aber nicht stehen bleiben.

Man hört deutlich das Speiben.

FRAU: (sachlich): Jetzt hat sie das Auto angespieben.

Pause.

FRAU: Wo hast du deine Schultasche.

Pause. Man hört schon wieder oder noch immer das Speiben.

FRAU: Er hat seine Schultasche in Zeutschach vergessen.

CHAUFFEUR: Fetzenschädel!

Man hört eine Ohrfeige und quietschende Reifen.

Das Speiben hat aufgehört. Dafür plärrt jetzt das Baby.

MODERATOR: Seit die Frau Lehrerin Petz, zugleich Inhaberin des Schulartikelgeschäfts in Spittal/Drau, einst einen Neukauf aller Utensilien erzwungen hatte, erschien es billiger, noch einmal nach Zeutschach umzukehren.

Das war Zitas fünfter Sieg

und gabs dann jahrelangen Krieg

würden wir Pyrrhussieg ihn heißen

aber das wird sich in unserem Stück erst weisen.


6. DIE HÜHNERSUPPE

MODERATOR: In der Trattengasse ist hoher Besuch angesagt: Familie Janakopolos, seit Generationen ein Freund der Familie Fanta. Ihm zu Ehren ist ein Huhn geschlachtet worden, es schmort, von der Hausfrau auf griechische Art zubereitet, das heißt, mit Käse gefüllt, im Backrohr. Einige Hendlknochen indess schwimmen in der Suppe, die bereits angerichtet ist.

ERSTER HENDLKNOCHEN: Irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl.

ZWEITER HENDLKNOCHEN: Ja, da sitzen sie, aufgefädelt. Die griechischen Gäste, der Hausherr, das Walterle, das Mariechen, das Baby. Die Hausfrau, sie steht, mit dem Suppenschöpfer in der Hand.

ERSTER HENDLKNOCHEN: Irgendwie hab ich ein ungutes Gefühl.

ZWEITER HENDLKNOCHEN: Alle haben von der Suppe bekommen. Einige löffeln schon. Aber es scheint, das nicht alle glücklich sind.

ERSTER HENDLKNOCHEN: Irgendwie hab ich ein ungutes Gefühl.

ZWEITER HENDLKNOCHEN: Alle löffeln jetzt. Auch die Hausfrau hat sich gesetzt und löffelt. Das Walterle tut so, als löffle es. Nur das Mariechen löffelt nicht.

ERSTER HENDLKNOCHEN: Irgendwie hab ich ein ungutes Gefühl.

ZWEITER HENDLKNOCHEN: Warum löffelt das Mariechen nicht? Wenn es doch bloß löffeln würde! Der Hausherr ist schon aufmerksam geworden.

ERSTER HENDLKNOCHEN: Irgendwie hab ich ein ungutes Gefühl.

ZWEITER HENDLKNOCHEN: Jetzt überschlagen sich die Ereignisse. Der Hausherr ist aufgestanden. Unter Drohung von Gewalt gibt er seiner Tochter mit unterdrückter Stimme zu verstehen, sie möge ihren Suppenboykott unverzüglich beenden. Diese verharrt in ihrer Verweigerungshaltung und tritt zur Überraschung aller einen überstürzten Rückzug in die Toilette an, vom erzürnten Hausherrn verfolgt und mit einem Bestenstiele durch die Lüftungsöffnungen bedrängt, während die Hausfrau mit einem raschen unbemerkten Griff den Suppenteller vor dem Walterle entfernt. Und die Gäste haben von allem nichts bemerkt.

ERSTER HENDLKNOCHEN: Das nenne ich Taktik und Strategie.

MODERATOR: Ja, eine gewiegte Taktikerin und Strategin war sie geworden und ist sie bis heute geblieben, wenn es darum geht, unterschiedliche interfamiliäre Interessen auszutarieren.

Das war Zitas sechster Sieg

und gabs dann jahrelangen Krieg

würden wir Pyrrhussieg ihn heißen

aber das wird sich in unserem Stück erst weisen.


7. TOILETTENKRIEGE I

MODERATOR: Wir befinden uns in den Jahren, in denen Zitas Töchter bereits auf der Welt waren, aber der mütterlichen Sphäre noch nicht gänzlich entwachsen. Die Anfangsdaten sind rasch genannt, nämlich 1959 und 1968, die Enddaten aber bereiten gewisse Probleme, denn wann ist eine Tochter der mütterlichen Sphäre denn ganz enthoben? Kriegsschauplatz ist der Kosmos, insofern ihn Mutter und Tochter betreten. Zum Beispiel der Weg zwischen dem Domizil der Familie Fanda in Zeutschach und der Zeutschacher Kirche an einem Sonntag. Unsere drei Jungstiere haben das folgende Spektakel von der Weide auf der Anhöhe oberhalb des Dorfes beobachtet. Die Szene beginnt mit dem Zeutschacher Kirchenglockenläuten.

ERSTER JUNGSTIER: Schau. Mariechen geht in die Kirche. Ich bin neugierig, wie weit sie kommt.

ZWEITER JUNGSTIER: Jetzt ist sie schon beim Moser.

DRITTER JUNGSTIER: Aber jetzt, schau, die Mutter kommt aus dem Haus.

ERSTER JUNGSTIER: Jetzt hat Mariechen sie bemerkt und geht schneller.

ZWEITER JUNGSTIER: Aber die Mutter hat zu laufen begonnen.

DRITTER JUNGSTIER: Was hat sie da in der Hand?

ERSTER JUNGSTIER: Ich seh es nicht. Einen Klobemsel?

ZWEITER JUNGSTIER: Jetzt ist Mariechen schon fast im Dorf!

DRITTER JUNGSTIER: Aber die Mutter hat sie eingeholt. Was macht sie? Furchtbar!

MARIECHEN: Dem lieben Gott ist es völlig wurst, welche Frisur ich hab.

MAMA: Aber mir nicht.

Moderator: Entweder frisiert oder gar nicht betritt Mariechen die Zeutschacher Kirche.

Das war Zitas siebter Sieg

und gabs dann jahrelangen Krieg

würden wir Pyrrhussieg ihn heißen

aber das wird sich in unserem Stück erst weisen.


8. TOILETTENKRIEG II

MODERATOR: Wir befinden uns im Jahr 1981 in der Fantaschen Wohnung in Villach, Trattengasse 69, Stiege 2, 1. Stock, rechts. Es ist morgens, frühmorgens, „urfrüh“ für die jugendliche Hauptperson dieser Szene. Aus diesem Grund ist auch das Bild ausgefallen, aber wir haben eine Tonaufzeichnung.

Man hört nur das Schnarchen des Patriarchen.

GroSSe WEIBLICHE Stimme: Claaaauuuudiaaaaa. Aufstehen.

Das Schnarchen des Patriarchen hört auf.

Stille.

GROSSE WEIBLICHE Stimme: Claaaauuuudiaaaaa. Aufstehen.

Laut beginnt klassische Musik. Zum Beispiel eine Oper von Verdi.

GROSSE WEIBLICHE Stimme: Claaaauuuudiaaaaa. Aufstehen.

Pucchini. Darin geht alles unter.

GROSSE WEIBLICHE Stimme: Claaaauuuudiaaaaa. So gehst du mir nicht aus dem Haus.

KLEINE WEIBLICHE STIMME: Dann gehe ich halt nicht.

Wagner. Darin geht alles unter. Um 6:55 bricht die Musik abrupt ab. Grässliche Stille.

GROSSE WEIBLICHE Stimme (weint verzweifelt): Claaaauuuudiaaaaa.

KLEINE WEIBLICHE STIMME: Maaaamaaaaaaaaaaa.

Fünfundzwanzig Minuten Kakophonie, wie sie selbst moderne Tonkünstler nicht wiedergeben können.

KLEINE WEIBLICHE STIMME: Der Handarbeitslehrerin ist es völlig wurst, welche Frisur ich hab.

GroSSe WEIBLICHE Stimme: Aber mir nicht.

Moderator: Entweder bekleidet oder unbekleidet, oder gar nicht betritt Claudia das Klassenzimmer.

Das war Zitas achter Sieg

und gabs dann jahrelangen Krieg

würden wir Pyrrhussieg ihn heißen

aber das wird sich in unserem Stück erst weisen.


9. TOILETTENKRIEG III

MODERATOR: Wir schreiben den 22. Dezember 1984. Der Schauplatz ist das Standesamt zu Schwaz in Tirol, wo an diesem Tag zum ersten, aber nicht zum letzten Male das Walterle den Bund der Ehe schließt. Freunde und Verwandte sind versammelt, der Standesbeamte hat den Brautleuten bereits das Ja-Wort abverlangt. Jetzt senkt sich eine gespannte Stille in den Raum. Etwas fehlt noch.

ERSTE ENTFERNTE VERWANDTE (raunt): Was is jetzt?

ZWEITE ENTFERNTE VERWANDTE: Psst! Still jetzt!

ERSTE ENTFERNTE VERWANDTE: Was passiert jetzt noch? Is eh schon passiert?

ZWEITE ENTFERNTE VERWANDTE: Na, siehst nicht, die Trauzeugen kommen noch. Zum Unterschreiben.

ERSTE ENTFERNTE VERWANDTE: Des a noch!

PAUSE.

ERSTE ENTFERNTE VERWANDTE: Schau!

Man sieht Bräutigamsschwester Mariechen gravitätisch sich erheben und nach vorne schreiten. Hinter ihr, tief gebückt, die Bräutigamsmutter, als hätte sie das ganze Leid der Welt auf sich genommen.

ERSTE ENTFERNTE VERWANDTE: Was um Himmels willen macht die da?

ZWEITE ENTFERNTE VERWANDTE: Siehst nicht, ihr Unterrock schaut vor.

MAMA (sehr laut): Maria, dein Unterrock!

ZWEITE ENTFERNTE VERWANDTE: Schau, jetzt hat sie ihn noch mehr heraus gezogen.

MARIECHEN (sehr laut): Dem Walter ist das völlig wurst, ob mein Unterrock herausschaut oder nicht.

MAMA (noch lauter): Aber mir nicht.

Moderator: Entweder mit oder mit ohne Unterrock unterschreibt Mariechen die Trauungsurkunde.

ERSTE ENTFERNTE VERWANDTE: Jetzt ists passiert?

ZWEITE ENTFERNTE VERWANDTE: Des war das beste. Aber jetzt ist wirklich alles passiert.

Das war Zitas neunter Sieg

und gabs dann jahrelangen Krieg

würden wir Pyrrhussieg ihn heißen

aber das wird sich in unserem Stück erst weisen.


10. DER LETZTE SIEG

MODERATOR: Wir befinden uns im Himmel. Zwei Engel begleiten das neue Ehepaar Karl und Zita Fanta zu ihrem neuen Quartier auf Wolke sieben. Hinter ihnen humpelt, etwas besorgt, Herr Petrus mit den Schlüsseln. Er und die Engel bleiben ein wenig zurück.

ERSTER ENGEL: Die scheinen ja recht nett zu sein, oder?

ZWEITER ENGEL: Ja, der alte Herr ist ganz angenehm. So einen vielseitigen Himmelsbewohner haben wir schon lange nicht mehr gehabt. Stellt euch vor, der kann fast alles. Wasserleitungen bauen, Bäume fällen, Theaterstücke schreiben, über Theaterstücke Dissertationen schreiben, und sogar Gras mähen. Der ist das Arbeiten gewöhnt.

PETRUS (reibt sich die Hände): Fein. Dann wird er sich auch bei uns nützlich machen.

ERSTER ENGEL: Und sie? Die Dame.

ZWEITER ENGEL (zieht die Stirn in Falten): Hm. Ein bisschen streng. Ich glaube, mit ihr kriegen wir ein Problem…

ERSTER ENGEL: Warum?

ZWEITER ENGEL: Naja, sie hat gefragt, wo das Böse wohnt, der Freund des Menschen.

PETRUS (pfeift durch die Lippen).

ERSTER ENGEL: Der Feind des Menschen.

ZWEITER ENGEL: Ja, hat sie gesagt! Der Feind des Menschen: der Alkohol!

PETRUS (sehr besorgt): Die will bei uns die Prohibition einführen? Da wird Herr Jesus keine Freude mit haben. Keine Wandlung, keine Kommunion, keine Hochzeit von Kanaan.

ERSTER ENGEL: Und warum will sie das?

ZWEITER ENGEL: Damit ihr Gatte, der vielseitige Herr dort, nicht so viel trinkt.

PETRUS (nun ehrlich empört): Also das ist doch die Höhe! Ein gutes Glas Wein: das ist doch ein Menschenrecht. (Seufzt) Was wir damals gesoffen haben, am See Genezareth…

ERSTER ENGEL: Was machen wir jetzt bloß?

PETRUS (entschieden): Wir richten unter Wolke sieben ein Geheimversteck ein, jede Woche sechs Flaschen edler Tokajer, drei Flaschen schweren Portwein, und einmal im Monat eine Flasche Cognac.

ERSTER ENGEL: Ich finde das nicht richtig!

ZWEITER ENGEL: Ich auch nicht!

PETRUS: Aber sie bekommt die Schlüssel.

MODERATOR:

Das war Zitas letzter Sieg

Ist sich wieder ausgegangen um ein Haar

und nun gibts nie mehr einen Krieg,

es wird alles bleiben wie es war.