Saaz / Žatec – Erinnerungsort der Familie Fanta

Karl Fanta (1893-1965) verfasste 1937 den ersten der sieben Bände seiner Lebenserinnerungen.


Urahn Major Carl Fanta (1809-1885)
- Wer sind die Fanta und woher stammen sie?
- Geschichte der väterlichen Vorfahren: Pfarrbücher und Juden-Anekdoten
- Brief an den Sohn

Urahnin Anna Fanta, geb. Fritsch (1831-1915)
Die Fritsch sind eine alte Saazer Familie gewesen, die sich angeblich auch ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Ihr Stammhaus (Nr. 155) ist an der Ostseite des Saazer Ringplatzes gelegen und trägt am Giebel ein goldene Monstranz.


Urahn August Schaller (gest. 1899) und Urahnin Eleonora Schaller, geb. Schöffl (1846-1934)
Dieser erhielt nach seiner Tante das Gut Wakowitz. – Wakowitz wurde 1894 verkauft und das Ehepaar Schaller übernahm die Bewirtschaftung des Schöffl-Besitzes in Saaz. Auf diese Weise ist Saaz die Heimat meiner Eltern und auch die meine geworden.
Urahn Josef Schöffl (1814-1894)
„Mein Urgrossvater Josef Schöffl wurde einer der reichsten Männer von Saaz.“
Karl Fanta, Erinnerungen I, S. 22

Das Schöffl-Haus


Hopfengut und Sammelsitz der Familie Schöffl in Trnowan

Eleonora Fanta, geb. Schaller, und Julius Fanta mit 10-jährigem Sohn Karl 1903
Meine Mutter lerne meinen Vater bei Tante Hassmann im Schöffl-Haus kennen. Auch war es Tante Hassmann, welche die der Heirat entgegenstehende Hindernisse wegräumte. Großvater August Schaller war als Offiziers- und Beamtenfeind gegen die Heirat, auch fehlte die damals für Offiziere vorgeschriebene Heiratskaution, die schliesslich der Urgrossvater Josef Schöffl hergab. (K. Fanta, I, S. 25-26)


Das zerronnene Erbe
Das Schöffl-Haus, in dem sich um 1890 die Urgroßeltern begegneten, steht für den Reichtum und Kunstsinn der Hopfenstadt an der Eger, dessen Repräsentant der Gründervater Josef Schöffl war. – 1936 ist das Haus verloren, das alte Saaz droht es auch zu sein. An welche Hoffnung sich klammern?

Familienfoto Familie Fanta in Saaz 1903
von links stehend: Mutter Eleonora Fanta, Vater Julius Fanta, Karl Fanta, Onkel Carl Fanta, Onkel Josef Janka, Cousin Karl Janka; sitzend: Tante Auguste Janka, Tante Anna Fanta, Großmutter Anna Fanta, Tante Marie Fanta; vorne hockend: Cousine Marianne Janka, Cousine Gisa Janka

Tante Marie Schebek, geb. Schaller
Eine Mischung der Stämme Schöffl und Schaller mit tschechisch-slawischem Blute dürfte also nicht erfolgt sein. Übrigens wurde die germanische Rassenreinheit meiner Mutter und Tante Marie Schebeks mehrmals von Kennern festgestellt.



Heimweh
Die Erinnerungen an die Kindheit und Jugend in Saaz sind von Heimweh-Gedanken geprägt. Großvater Karl Fanta hat als Kind eines k.u.k. Offiziers in Garnison schon seine Kindheit und Jugend an vielen anderen Orten in anderen Ländern verbracht, in Internaten und auf Reisen mit der Mutter; später ging er ganz aus Böhmen fort. Aber in seinen Gefühlen blieb er Saaz als seiner Heimat verbunden.
Bald nachdem ich aus Saaz weg war, habe ich’s mit dem Heimweh zu tun gekriegt. Und es seither nicht verloren. Je älter man wird, desto stärker kommt’s von Zeit
zu Zeit.

Im Rock des Kaisers – habsburgischer Mythos
Mein Grossvater und mein Vater waren stolz danauf,
österreichische Offiziere zu sein. Offiziere des Kaisers
von Oesterreich.
Den Rock des Kaisers zu tragen – mit diesem Wunsch soll nicht nur eine Familientradition fortgeführt werden, sondern er entspringt auch dem Erleben der Kindheit und Jugend in einer kakanischen Stadt wie in Saaz.

Urgroßonkel General Carl Fanta (1851-1937)
Im allgemeinen zeigte sich, glaube ich, der Fanta-Charakter beim Feldzeugmeister Carl Fanta am ausgeprägtesten.
Karl Fanta, Erinnerungen I, S. 17

Am 11. April 1937 verstarb Carl Fanta in seiner Vaterstadt Saaz, wo er seit 1911 gelebt hatte. Er wurde am St. Antoni-Friedhof unter Beteiligung tausender Menschen beigesetzt. Selbst kinderlos, bestimmte er den Neffen Karl Fanta zum Erben und vermachte ihm unter anderem das Haus am Ring.
