Walter Fanta

Bio-Archiv

Fanta: Herkunft

Wer sind die Fanta und woher stammen sie?

Karl Fanta, Erinnerungen I, S. 1: Geschichte der väterlichen Vorfahren

Das Geschlecht der Fanta lässt sich bis zum Jahre 1702 zurückverfolgen. Der Name Fanta ist höchstwahrscheinlich italienischen Ursprungs. Die Namen Fanta, Fanti, Fanto sind in Italien häufig; Möglicherweise ist das Geschlecht mit den Heeren des dreissigjährigen Krieges nach Böhmen gekommen und dort verblieben; vielleicht ist auch ein Fanta als Gehilfe eines der italienischen Renaissance-Baumeister nach Prag und Böhmen gekommen. Feldzeugmeister Carl Fanta meinte, das Geschlecht
sei mit den wallonischen Kürassieren nach Böhmen gekommen, die in der Schlacht am Weissen Berge bei Prag 1619 kämpften. Ich weiss nicht, ob der Name Fanta im wallonischen Teil Belgiens heimisch ist.

Kritischer Kommentar: Bei der Ableitung des Namens Fanta aus dem Italienischen oder Spanischen dürfte es sich um eine Ablenkung von der Wahrheit oder einen (unbewussten) Akt der Verdrängung handeln. Im Satz des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts wurde der im Tschechischen vorkommende Familienname mit pejorativer Konnotation – Spitzname, der von fantit se abgeleitet wurde, „um verrückt zu sein“ – gewiss allgemein als jüdisch empfunden. Prominente Saazer Juden und Zeitgenossen der Familie Carl Fanta waren der Spediteur Eduard Fanta und sein Sohn Rudolf Fanta (1879-1942), der in der jüdischen Gemeinde und der Sozialdemokratischen Partei eine wichtige Rolle spielte. Nach der Besetzung des Sudetenlandes durch Hitler-Deutschland 1938 wurde er nach Theresienstadt deportiert und im KZ Buchenwald umgebracht. – Vgl. Internetquelle – Heute gibt es den Familiennamen Fanta vor allem in Tschechien, in Österreich (Wien) und in den USA bei Nachfahren von tschechisch-jüdischen Migranten. – Vgl. Internetquelle. – Die den Namen Fanta tragende väterliche Linie meiner Familie ist somit ziemlich sicher aus jüdisch-tschechischen Wurzeln in einem kontinuierlichen Assimilationsprozess durch Heirat mit Töchtern sudetendeutscher Landwirte zu einer Dynastie höherer k.u.k. Offiziere aufgestiegen.

Geschichte der väterlichen Vorfahren: Pfarrbücher und Juden-Anekdoten

Karl Fanta, Erinnerungen I, S. 1-2: Geschichte der väterlichen Vorfahren

Eine Nachforschung in den Pfarrbüchern der Stadt Hořitz (sprich: Horschitz) in Nordostböhmen hatte folgendes Ergebnis: In TOM II auf Seite 177 ist folgender Vermerk (in tschechischer Sprache): „28. April 1702 getauft wurde der Sohn Johann des Johann Fanta, Müller von Beschäftigung, und seiner Mutter Ludmilla. […] In TOM IV auf Seite 95 steht: „Am 11. [September 1754] in Smrkovice getauft wurde der legitim geborene Karl des Vaters Johann Fanta und der Mutter Ludmilla. […] “ Durch etwa 2 1/2 Jahrhunderte war also Bähmen die Heimat der Fanta’s.

Mein Grossvater Karl Fanta wurde am 9. Februar 1809 in Hořitz geboren. Die Fanta’s waren demnach damals noch zumindest in der Nähe ihrer engeren Heimat Smrkovice. […] Von meinem Urgrossvater Wenzel Fanta, verheiratet mit Theresia, geborene Rousek, weiss ich, dass er im Jahre 1809 Rentamtsschreiber der Herrschaft Hořitz war und als Güterbeamter des Fürsten Kinsky in Chlumetz gestorben ist.

Karl Fanta, Erinnerungen I, S. 5: Großvater Major Carl Fanta

Als pensionierter Major in Saaz war er eine stadtbekannte Persönlichkeit; über seinen Hass gegen die in der damaligen liberalen, judenfreundlichen Zeit sich allmählig als Hopfenhändler breit machenden Juden liefen noch lange Zeit hindurch Anekdoten um; so liess er es sich angeblich nie nehmen, vor
entgegenkommenaen Juden auszuspucken. Finanziell ging es ihm nicht gut: Die Pension war damals sehr klein, dazu die fünf Kinder; die Realitäten gehörten grösstenteils den beiden Geschwistern seiner Frau. Die Familie Fanta wohnte in Saaz „auf der Vogelstange“ an der Kaadenerstrasse, wohin ich als Kind noch
oft gekommen bin, da die Grossmutter Anna Fanta erst nach dem Tode ihrer beiden Geschwiter in das Haus am Ring übersiedelte. Das Nachtmahl der Familie bestand angeblich ständig aus getrockneten Heringen. Von der Sparsamkeit der Grossmutter Fanta wurde folgende Anekdote erzählt: Als im Kriegsjahr 1866, einem guten Gurkenjahr, die Cholera auch in Saaz auftrat, und die Gurken, die niemand essen wollte, fast umsonst zu haben waren, ermunterte sie ihre Kinder zum Genusse dieses billigen Nahrungsmittels: „Kinder, esst’s Gorken, das ist gegen die Cholera.

Karl Fanta, Erinnerungen I, S. 6-8: Brief an den Sohn

Am 30. Mai 1879 schreibt Grossvater Carl Fanta an seinen Sohn Carl:

„Mein Lieber, guter Carl! Beim Durchlesen Deines längst erwarteten Schreibens befiel mich anfangs eine drückende Stimmung, die mich beinahe wehmutsvoll ergriff; als ich aber wiederholt gelesen, trat bei mir insofern eine Beruhigung ein, da ich zur Erkenntnis kam, dass Deine geschilderten Besorgnisse nur objektiver Natur und nicht stichhältig sind, und ich erlaube mir nur, mein herzensguter Sohn, Dir in Erwiderung meine im langen Dienste meines Kriegshandwerkes zugebrachten Jahre zum Ausdruck zu bringen und Dich auf jene Beobachtungen aufmerksam zu machen, die mir so vielfältig unterlaufen, Dir zur Richtschnur dienen können, ohne dass ich mir anmasse, Dir als im Generalstabe gebildeten Manne Belehrungen erteilen zu wollen, sondern nur in väterlicher Wohlmeinung als ein besorgter,
Dich unendlich liebender Freund. Ich fange bei deiner selbsterbetenen Transferierung an, welche du bewerkstelligst, um der Nähe eines Dir missgünstigen Vorgesetzten zu entgehen, der, Deinner Carriere im Wege stehend, Dir abhold und leicht die Veranlassung zur Hintansetzung geben könnte. Hauptsache, mein braver, lieber Sohn, bleibt, den Frohsinn zu behalten, der unumgänglich notwendig erscheint, um allen residenzlichen Schwierigkei ten entgegen zu wirken – und durch Frohsinn überwindest DU alle [… ? … ] Deines Chefs, wenn DU Dich in seine Launen willig hingibst. seine Neigungen zu ergründen suchst, ihn durch Zuvorkommenheit und Bereitwilligkeit befriedigst, überhaupt seine schwachen Seiten abgewinnst, durch Pünktlichkeit im Dienste sine Zufriedenheit erringst und durch Deine wissenschaftlichen Kenntnisse, welche Du jedenfalls zur Geltung auf eine Dir angeborene Art bringen musst, zur [… (?) …] Deines Wohles quasi zwingst; – es kann dann unmöglich ein noch so ungerechter von Kastengeist eingenommener Vorgesetzter, der über Wohl und Weh eines anerkannt braven, hervorragenden jungen Offiziers zu relationieren hat, in seinem angenommenen Grimm verharren. Frohsinn, mein lieber Carl, dient auch besser für die Gesundheit, als eine verderbliche Abgeschlossenheit; besonders in deiner Stellung, bleibt es unbedingt, nebst der wissenschaftlichen Bildung, auch jene Gewandheit an Tag zu legen, welche man von einem Diplomaten verlangt und welche DU die beste Gelegenheit anzueignen gerade jetzt in der Residenz (Wien) hast. Ich war ja auch als junger Offizier unzugänglich, ich habe aber umso mehr einsehen gelernt, dass man durch ein zurückhaltendes isoliertes Benehmen nichts erzielt, sattelte um,
gab nach, überwand, drückte oftmals meinen gerechten Unmut nieder, fügte mich den Launen höher Gestellter und fuhr besser. Du hast keine Ursache, Dich zu verrbarrikadieren, Gottlob Dein Exterrieur gehört nicht unter die missgestalteten, Deine Art Dich zu präsentteren ist soldatisch schön und angenehm, der Ausdruck vorzüglich und allgemein anerkannt – und fehlt also nur der Frohsinn und die Zuversicht in Dich selbst. […] Und nun, mein vielgeliebter Sohn, nimm meine väterliche Bemerkung freundlichst entgegen, lasse bald wieder etwas von Dir hören, sei froh und vergnügt und nehme die Versicherung, dass wir alle täglich an Dich denken und uns unbändi auf den Moment freuen … Dein Dich liebender Vater“