Ewiges Leben

Porträts & Exposés

Mein Leben

Mein literarischer Werdegang

Mein Vorhaben

 

Geboren am 15. September 1958 im Kärntnerischen Spittal an der Drau verbringe ich meine Kindheit dort (1958–1967) und in Villach (1967–1969), meine ganze Jugend im Konvikt in Lienz (1969–1977), seitdem weiß ich, ich will Geschichten lesen, ich bin besessen von Geschichten, ich will, ich muss Geschichten schreiben, aber ich kann nicht: Die Schule, dann das Studium, Geschichte und Germanistik, in Klagenfurt (1977–1979), in Wien (1979–1981), in Innsbruck (1981–1984), unterbrochen vom ersten Brotberuf als Erzieher, dann wieder Studium in Klagenfurt (1985–1987). Das Leben gibt den Stoff und es hält ab vom Schreiben, erste Ehe (1984–1994), zwei Kinder, darum Brotberuf, hält ab vom Schreiben. Durch Zufall gerate in an Robert Musil, werde Mitarbeiter am Entzifferungsprojekt des Nachlasses an der Universität Klagenfurt (1985–1993), und der Nachlass lässt mich nimmer los. Ich verschwinde im literarischen Labor und Labyrinth der Buchstaben, werde ein Experte und Spezialist, nehme Reiß-aus, will meine Romane schreiben. Zum Broterwerb verdammt als österreichischer Lektor nach Ungarn entsandt (1993–1998), aber in Wahrheit geflüchtet, zweite Ehe, zwei Kinder, mehr Broterwerb nötig, unterrichte mich kaputt an ostungarischen (1993–2000) und sogar rumänischen (1994–1997) Universitäten, abenteuerlicher Stoff für eine Handvoll Romane, doch auch im ungarisch-rumänischen Exil lässt mich Musil nicht los, ich promoviere mit tausend Seiten über zehntausend Nachlassseiten digitalisiert auf meinem Computer, werde zurück gelockt nach Klagenfurt, mit Zuckerbrot und Peitsche, an das Robert-Musil-Institut im Musil-Geburtshaus (2000). Jetzt werde ich vollends zum Stellvertreter Robert Musils auf Erden, ich sitze auf den zehntausend digitalisierten Seiten wie eine Kröte auf Eiern, Herausgeber der Klagenfurter Ausgabe des Gesamtwerks (DVD, 2009), zwei Monographien über Musil (2000, 2016), unzählige Konferenzen, Beiträge in Tagungsbänden und wissenschaftlichen Journalen, gelte als Digital-Humanities-Koryphäe, ein Missverständnis, will bloß Geschichten lesen und selber schreiben, immer noch, mehr denn je, veröffentliche mehr als fünfzig Rezensionen zur österreichischen Gegenwartsliteratur, sitze ja in einem Literaturhaus, will aber gar nicht über Bücher anderer, sondern selber schreiben. Ich durchschaue die Kärntner Verhältnisse und ihre Geschichte restlos, habe der Schlange Haider ins Auge geblickt, publiziere Regionalhistorisches und dann endlich meinen ersten Roman: Die Satire Puschnig (Wieser, 2011). Aber er bringt mir kein Glück, das hätte ich nicht tun dürfen, sagt man mir, ich werde zurück an die Musil-Front gezwungen, das ganze Musil-Korpus taxfrei online zu stellen wird verlangt, von mir als dem einzigen überlebenden Musil-Versteher, der die zehntausend Seiten noch begreift. Ich gerate in ein Burnout (2013), mein Freund und Institutskollege Fabjan Hafner bringt sich um (2016), so viel Stoff für das Schreiben, ich kann nicht mehr, ich rette mich mit der Herausgabe von zwölf Bänden Musil bei Jung und Jung (2016–2021), ich rette mich in die vorzeitige Pension (2022). So viel hat sich angesammelt in dreiunddreißig Jahren Schreibverhinderung! Lebenstragödien, Liebestragödien, Ehetragödien, Familientragödien, Geschichtstragödien, Gesellschaftstragödien, Lokaltragödien, Regionaltragödien, Nationaltragödien, Globaltragödien, Universaltragödien. Ich erkenne meine höchstpersönliche Aufgabe, sie alle in fiktionale Komödien zu verwandeln, in zwanzig Büchern – die Zahl Zwanzig habe ich Musils Kabbalistik entlehnt. Ich muss das tun.

  
Januar 2024: Meine Auspizien scheinen günstig zu sein, ich habe bei der Ausschreibung Imagine Dignity im Rahmen der Literaturdialoge gemeinsam mit meinem Projektpartner und Freund Andy Jelčić reüssiert, mein Romanauszug Nichts über Dummheit wird im Rahmen der Internationalen Literaturdialoge veröffentlicht. Dazu gibt es einen Podcast: 

https://www.literaturdialoge.at/ueber-die-dummheit/

Wenn mir meine Freunde und Follower durch Feedback zur Seite stehen, wenn die öffentliche Hand sich hilfreich ausstreckt und mir als Anschubfinanzierung ein Stipendium gewährt, betrachte ich das als Ermutigung, Bestätigung und sogar als Aufforderung. Mit meiner bescheidenen Pension würde ich bloß dilettieren, statt wirklich durchzustarten.