Ewiges Leben

Porträts & Exposés

Roman-Teleologie

 

Der Lektüre bleibt überlassen, ob der Roman Utopie oder Dystopie, das Netz gut oder böse, ob der Romanerzähler ein Jasager, ob seine Dialogpartner Zweifler sind. Der Titel weist vordergründig auf den Ort, an dem Florian begraben ist und sein Fortleben im digitalen Friedhof. Hintergründig geschichtsphilosophisch bezeichnet Friedhof das Ende der Geschichte, Aufhebung der Geschichtsdialektik Hegels im doppelten Sinn:


  • Übernahme der globalen politischen Entscheidungsgewalt durch das Netz, eine kollektive Superintelligenz, die sich in einem multipolaren Szenario durchsetzt. Seeland als Überbleibsel einer Bananenrepublik im Zentrum Europas ist eine Modelllandschaft für die soziale Transformation.
  • Transgression des Humanen als Endsieg der Kultur über die Natur. Aus den Avataren der Netzspiele und den digitalen Verwaltungs-IDs wird die offizielle Identität des Individuums, die leibliche Identität in der analogen Welt ihr untergeordnet; die Menschenleibe reproduzieren sich nicht mehr, verschwinden aus der Biosphäre. 2048 ist es noch nicht so weit, aber absehbar: Die Erde wird zum Friedhof des Biologisch-Humanen.